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Position der Wiener Umweltanwaltschaft

Das KKW Mühleberg stellt für die Stadt Wien mit hoher Wahrscheinlichkeit hinsichtlich direkter Auswirkungen möglicher Störfälle nur ein sehr geringes radiologisches Risiko dar. Selbst bei einem schweren Unfall mit hoher Freisetzung von Radioaktivität ist innerhalb Ostösterreichs nicht mit Evakuierungsmaßnahmen zu rechnen. Für die verbleibende Restlaufzeit muss ein sicherer Betrieb mit entsprechenden Investitionen und Erneuerungen gewährleistet werden. Bei einem weiteren Fortschreiten der Rissbildung am Kernmantel muss der Reaktor noch vor diesem Datum abgeschaltet werden.

In ihrem internationalen Ruf steht die Schweiz für Sicherheit und Qualitätsarbeit. Jedoch wurden in der Vergangenheit – wie nachfolgende bei einer IAEA-OSART-Mission aufgefundene Vorfälle zeigen – beim Betrieb der Anlage Mühleberg auch international gültige Regeln einer guten Sicherheitskultur nicht erfüllt. Dabei scheinen die Ereignisse isoliert betrachtet relativ unbedeutend, lassen aber indirekt Rückschlüsse auf die Sicherheitskultur in der Anlage zu.

  • Arbeiter hielten sich unter einem beladenen Behälter mit abgebrannten Brennelementen auf, während dieser von einem Kran bewegt wurde.
  • Ein Arbeiter kletterte ohne Kopfschutz auf einen Brennstoffbehälter, während dieser noch halb im Wasser lag und seine Oberfläche nass und schlüpfrig war.
  • Ein Gabelstaplerfahrer stieß zurück, ohne den Raum hinter sich zu beobachten, während sich andere Personen im Gefahrenbereich befanden.
  • Zahlreiche Gasflaschen, unter ihnen auch 60 Wasserstoffflaschen, waren nicht korrekt bezeichnet beziehungsweise farblich nicht richtig gekennzeichnet. Anscheinend aufgrund einer daraus resultierenden Verwechselung waren Flaschen mit falschen Gasen an Systeme des Kraftwerks angeschlossen.
  • Öffnungswege automatischer Tore waren teilweise nicht markiert.
  • Unbeaufsichtigte offene Fässer mit Maschinenöl standen in der Turbinenhalle (Brandgefahr), was für einen Siedewasserreaktor besonders gefährlich ist, da die Turbine zum Reaktorwasserkreislauf gehört.
  • Teils unprofessionelle oder gefahrvolle Verwahrung von Equipment und Gegenständen.

In Kooperation mit der Internationalen Atomenergiebehörde wurden die Standards aber inzwischen verbessert.
Nach der IAEA-OSART-Mission am Standort Mühleberg wurden zahlreiche Verbesserungen vorgenommen, auch erfolgten umfangreiche Investitionen in die Sicherheit der Anlage und teilweise neue Systeme. Dies alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Anlage hinsichtlich der angewendeten Technologie als auch ihrem tatsächlichen Alter inzwischen stark in die Jahre gekommen ist.

Die WUA setzt sich für eine baldige Schließung des KKW Mühleberg ein.

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