Im Herzen Europas, auf halben Weg zwischen der Atlantikküste im Westen und dem Ural im Osten, auf halbem Weg zwischen der Barentssee im Norden und Zypern im Süden, liegt das Kernkraftwerk Tschernobyl. Seit rund einem Jahrzehnt schreibt die WUA jedes Jahr im April über diesen Ort und über die Zeit um den 26. April 1986. Jedes Jahr versuchen wir uns aus einer anderen Richtung diesen Koordinaten zu nähern. Jedes Jahr befinden wir uns in Gesellschaft der Vielen, die versuchen etwas noch nicht Gesagtes zu sagen und damit das Ereignis auch vor dem Vergessen zu bewahren.

Man kann den Ort vermessen und dokumentieren und seit dem 11. März 2011 kann man ihn leider auch vergleichen. Für Unwillen, Gleichgültigkeit, aufregenden Schauer, schieres Entsetzen, Nichtbegreifen lässt Tschernobyl gleichermaßen Raum. Techniker/innen, Mediziner/innen, Historiker/innen, Betroffene, Helfer/innen und Überlebende waren bei Veranstaltungen der WUA zur Katastrophe von Tschernobyl. Bei der letzten - „Nukleare Katastrophen und deren Folgen - 30 Jahre Tschernobyl und 5 Jahre Fukushima“ – berühren besonders die Berichte einer betroffenen Ärztin und bleiben im Gedächtnis.

Das Buch „Nukleare Katastrophen und ihre Folgen“ ist ein Versuch der WUA gemeinsam mit dem Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften der Universität für Bodenkultur und vielen Mitautor/innen professionelle Standpunkte aus den verschiedensten Blickwinkeln zusammenzubringen. (Liebert, Wolfgang; Gepp, Christian; Reinberger, David; Hrsg.: Nukleare Katastrophen und ihre Folgen 30 Jahre nach Tschernobyl/5 Jahre nach Fukushima, 2016 Berliner Wissenschafts-Verlag ISBN 978-3-8305-3642-0)

Während wir versuchen zu erinnern, werden die Menschen in den am stärksten betroffen Gebieten – in der Zone und um sie herum – ständig durch Leid und Krankheit erinnert.

Expertinnen und Experten haben in den letzten drei Jahrzehnten reiche Gelegenheit gehabt zu analysieren und zu (v)erklären. Schlecht gehört wurden und werden nicht nur in diesem Fall die Betroffenen bzw. unmittelbar Getroffenen. Einigen von ihnen hat die Reporterin und Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch mit dem Buch „Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft“ ihre Feder geliehen. Es ist dieses Buch, das wir heuer dem ohnedies schon oft Gesagten hinzufügen wollen.

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