Bereits seit 2003 war der Ausstieg aus der Atomenergie in einem belgischen Gesetz beschlossen. 2025 hätte der letzte Meiler vom Netz gehen sollen. Doch durch geopolitische Unsicherheiten, insbesondere infolge des Ukrainekriegs, wurde dieser Kurs nun aufgeweicht. Im Mai 2025 hat das belgische Parlament mit deutlicher Mehrheit entschieden, die Laufzeit seiner bestehenden Atomkraftwerke Doel und Tihange über das gesetzlich vorgesehene Ausstiegsdatum 2025 hinaus zu verlängern. 102 Abgeordnete stimmten dafür, nur acht dagegen. Anscheinend zieht die Regierung unter Premierminister Bart De Wever nun sogar den Bau neuer Reaktoren in Erwägung.
Der Weiterbetrieb von alten AKW zieht eine Reihe an Risiken nach sich. Ursprünglich waren die Anlagen nicht für einen derart langen Betriebszeitraum ausgelegt worden. Besonders umstritten sind die Standorte Doel und Tihange. Sie liegen nahe der Grenze zu Deutschland und den Niederlanden, in dicht besiedelten Regionen. Immer wieder wurden Sicherheitsmängel dokumentiert, von beschädigten Betonteilen bis zu Rissen in den Reaktoren.
Atomkraft wird oft als klimafreundliche Brückentechnologie dargestellt. Doch sie ist teuer, riskant und langsam umzusetzen. Die dringend benötigte Energiewende gelingt schneller und kosteneffizienter mit Wind, Sonne, Speichertechnologien und einem intelligenten Netz. Jeder Euro, der in die Atomkraft fließt, fehlt beim Ausbau dieser nachhaltigen Alternativen.
Aus Sicht der WUA ist Belgiens Entscheidung ein Schritt zurück in eine energiepolitische Vergangenheit, die wir längst hinter uns lassen sollten. Es ist Zeit, konsequent auf die sichereren, günstigeren und klimafreundlicheren Lösungen der Zukunft zu setzen.
© Foto: Wikimedia Commons