Ramona Cech, Wiener Umweltanwaltschaft
Seit Anfang März 2022 habe ich die Ehre und freue mich sehr, als Verwaltungspraktikantin bei der Wiener Umweltanwaltschaft im Bereich Natur- und Artenschutz mitzuwirken und meinen Beitrag zu leisten, die Lebensqualität aller menschlicher und nichtmenschlicher Bewohner*innen Wiens zu verbessern.
Der Schutz von Natur und Umwelt ist mir eine Lebensaufgabe. Daher möchte ich in meiner Selbstvorstellung auch ein paar Tipps für ein „planetenfreundlicheres“ Leben unterbringen und hoffe, damit auch einige Leser*innen zu inspirieren.
Zunächst zu meiner Person: Schon in sehr jungen Jahren habe ich jede noch so kleine Schnecke auf Straßen in Sicherheit gebracht, mit Begeisterung allerlei Insekten, Asseln und Weichtiere im Garten beforscht und konnte auch Mitmenschen mit meiner Faszination für alles Lebendige anstecken.
Früher hat mich der Anblick unzähliger toter Insekten auf Autos traurig gemacht. Heute macht es mich hingegen traurig, dass dies kaum mehr der Fall ist, weil es den Insektenrückgang mehr als deutlich vor Augen führt. Der sich derzeit rapide verschlechternde Zustand der Artenvielfalt, unserer Umwelt und unseres Klimas ist ein Antrieb für mich, aktiv dagegen anzukämpfen. Seit geraumer Zeit versuche ich, durch kleine Bewusstseinsbildungsprojekte (z. B. Kunstprojekte, Gemälde, Videos, Vorträge) auf die Umweltprobleme unserer Zeit aufmerksam zu machen. Dieser Weltverbesserungsdrang hat mich letztlich zu meinem Studium Umwelt- und Bioressourcenmanagement an die BOKU nach Wien geführt.
Wenn ich nicht gerade Amphibien vor dem Straßenverkehr rette, Reptilienfunde melde, Vögel mit dem Fernglas oder Fledermäuse mit dem Bat Detektor verfolge, findet man mich häufig in Wiener Parks (gerne im Wertheimsteinpark bei den Mauereidechsen oder im wunderschönen Sternwartepark) oder auf der Donauinsel Biber bewundern. Wer mit mir wandern gehen möchte, braucht etwas Geduld, da ich oft Stopps zur Bestimmung von Pflanzen, Tieren und Pilzen einlege.
Gerne gehe ich auch mit einem Müllsack in der Hand joggen und sammle dabei liegengelassenen Abfall ein. Diese naturverschönernde Sportart, auch "Plogging" genannt, kann ich nur jedem weiterempfehlen. Kunststofffäden, Angelschnüre, scharfkantige Metalle und Glasscherben können Wildtiere schwer, teils tödlich verletzen, Zigarettenstummel können zu Vergiftungen führen und haben in unserer Umwelt nichts zu suchen. Nach dem Vorbild der schlauen, oft missverstandenen Krähen, die in Schweden eingesammelte Zigarettenstummel an Futterautomaten gegen Belohnung eintauschen, können wir unseren gesammelten Abfall gegen ein sauberes Landschaftsbild eintauschen und damit ein Zeichen setzen.
Ich achte sehr auf eine klimafreundliche, pflanzenlastige Ernährung, so biologisch und saisonal wie möglich. Während in die Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel generell weniger Ressourcen einfließen und die Klimabilanz besser ausfällt als bei tierischen Lebensmitteln, geht biologische Landwirtschaft generell mit einer höheren Artenvielfalt einher. Intensive Landwirtschaft mit großflächigen Monokulturen, Pestizid- und Kunstdüngereinsatz gilt als ein wesentlicher Treiber des weltweiten Artenrückgangs. Gerne ziehe ich auch Obst, Gemüse und blühende Kräuter auf dem Balkon und im (Gemeinschafts-)Garten heran, sehr zur Freude zahlreicher Insekten. Seit einigen Jahren züchte ich Speisepilze auf Kaffeesatz in den eigenen vier Wänden und auf toten Holzstämmen im Garten. Sobald die Pilzfruchtkörper im Freien sprießen, stülpt man engmaschigen, lückenlos am Stamm befestigten Stoff (z. B. Pflanzenvlies, alte Strümpfe) darüber, der den Pilzen noch genug Raum zum Wachsen gibt, wenn man die Ernte nicht mit Schnecken oder Trauermücken teilen möchte. Pilzzucht auf Kaffeesatz ist nicht schwer und wir können aus Abfällen hochwertige Lebensmittel wachsen lassen. Zudem ist es mir sehr wichtig, Lebensmittelverschwendung zu verringern, denn diese bedeutet auch die Verschwendung von Land, Ressourcen, Energie und belastet unnötig unser Klima. Eine gute Möglichkeit auf Konsument*innenebene wären Apps zur Dokumentation von Lebensmitteln (inklusive Haltbarkeitsdatum) im Vorratsschrank zu nutzen, sodass diese nicht mehrfach gekauft werden. Mittlerweile gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Abholung und Rettung von Lebensmitteln aus Betrieben wie Foodsharing oder die App "To Good To Go". Gerettete Lebensmittel mache ich haltbar (z. B. durch Sonnentrocknen, im Winter Dörrautomat) und verschenke sie gerne.
Im Allgemeinen bin ich bemüht, den „ökologischen Fußabdruck“ meines Lebensstils (leicht online berechenbar), also das nötige Flächenausmaß zur Deckung meines Ressourcenbedarfs, zur Entsorgung meiner Abfälle und Bindung meiner Treibhausgasemissionen, so gering wie möglich zu halten.
Ein weiteres Hobby von mir sind diverse Bastelprojekte mit Sinn. Selber machen statt kaufen ist mein Motto und betrifft zum Beispiel Shampoos, Seifen, Waschmittel und Kerzen. Es gibt für unzählige Dinge des täglichen Bedarfs gute Anleitungen und Inspirationen zum Selbermachen, die auch Geld sparen können. An dieser Stelle möchte ich noch eine von mir "erfundene" Spontan-Konstruktion vorstellen. Es handelt sich um eine leicht herausnehmbare Insekten-Ausstiegshilfe aus Swimmingpools, bestehend aus einer an den Rändern fixierten Stange in Poolbreite, die einem schlauchförmigen Pflanzenvlies Halt gibt. Einfach, aber effektiv (Liebe Nachahmer*innen, erwartet bitte nicht, dass diese hoch funktionale Ausstiegshilfe einen besonders hohen, ästhetischen Wert hat).
Naturinteressierten kann ich die Teilnahme an „Citizen Science“ Projekten ans Herz legen, wobei man mit einfachen Mitteln (meist Fotos und Handy-Apps) die (Naturschutz)-Forschung unterstützen kann. Ein Beispiel in Wien wäre das Projekt „StadtWildTiere“, wo Beobachtungen von Wildtieren, Wildtierbauten oder Spuren in Form von Fotos oder Videos und die jeweiligen Koordinaten des Fundortes online gemeldet werden können. Wachsender Beliebtheit erfreut sich auch das jährlich wiederkehrende Projekt „Stunde der Wintervögel“ von Birdlife. Im auf den ersten Blick weniger erbaulichen Projekt „Roadkill“ kann man Funde im Straßenverkehr verunglückter Wildtiere melden und dadurch Unfallhäufungsstellen identifizieren und so einen wichtigen Beitrag zum künftigen Schutz von Wildtieren leisten. Es gibt eine Fülle weiterer Projekte , sodass sicherlich für Jede und Jeden etwas dabei ist.
© Fotos: Ramona Cech