Dula Feichter, Wiener Umweltanwaltschaft
Vielen ist nicht bewusst, dass die Textilindustrie einer der umweltschädlichsten Sektoren ist. Sie produziert mehr Emissionen als alle internationalen Flüge und Schifffahrten zusammen und verursacht 20 % der weltweiten Wasserverschmutzung. In der Modebranche werden vorwiegend „Fast Fashion“ Produkte auf Kosten der Natur und Menschen hergestellt. Fast Fashion ist ein Synonym für die Umweltzerstörung, prekären Arbeitsbedingungen und Minderqualität geworden. Durch die intensive Werbung wird uns signalisiert, dass wir ständig neue Bekleidung benötigen und ohne neue trendige Bekleidung sind wir „out“ und nicht mehr „in“.
Was früher wenige Kollektionen pro Jahr waren, sind heutzutage bis zu 24 Kollektionen pro Jahr! Kleidung ist ein Wegwerfprodukt geworden. Es ist keine Seltenheit, dass T-Shirts um 2 oder 3 Euro verkauft werden, unter dem Motto billig und kurz tragen, danach wegwerfen. Die billige Kleidung hat jedoch ihren unrühmlichen Preis. In den Textilproduktionsländern, vorwiegend in Asien, werden natürliche Ressourcen verbraucht und zerstört bzw. kaum Sozial- und Umweltstandards eingehalten. Alleine für die Herstellung einer einzigen Jeans werden 7 000 Liter Wasser benötigt! Arbeiter*innen, vorwiegend Frauen, aber auch Kinder arbeiten in prekären Arbeitsbedingungen, sind Schadstoffen, Lärm oder anderen Gesundheitsrisiken für einen Hungerlohn unter dem Existenzminimum ausgesetzt. Das muss nicht sein!
Es ist Zeit für ein Umdenken und einen „Kaufdetox“. Zuerst ist es wichtig, dass eigene Kaufverhalten zu hinterfragen. Wir benötigen keine Fast Fashion, sondern Fair Fashion! Auch faire Mode kann nachhaltig, schön, funktionell und langlebig sein und macht gute Laune. Die Wege, um dies zu erreichen, sind vielfältig, kreativ und sehr leicht. Am besten ist es, wirklich nur das zu kaufen, was benötigt wird, und die vorhandene Bekleidung länger zu tragen und gut zu pflegen. Beim Kauf auf gute Qualität, zeitloses Design, Herstellungsinformationen (z. B. wo und wie produziert, Umwelt- und Sozialstandards, grüne Mode) und Pflegehinweise achten. Gute und nachhaltige Mode ist nicht teuer. Second-Hand Shops (am besten von sozioökonomischen Betrieben) bieten gut erhaltene, qualitative, stylische und sogar teils ungetragenen Mode zu günstigen Preisen an. Dies schont die Umwelt und die Geldbörse. Gut erhaltene Bekleidung und Schuhe können an Bekannte, sozioökonomische Betriebe, Menschen in Not, Freund*innen, Arbeitskolleg*innen, Nachbar*innen etc. verschenk werden, insbesondere Baby- und Kinderbekleidung ist hier gefragt - einfach nachfragen. Auch seriöse Sammelsysteme bieten eine gute Alternative. Mit Tauschbörsen ist man auch gut unterwegs, vielleicht ist es sogar möglich, eine Tauschbörse im eigenen Wohnhaus, unter Freund*innen, im Verwandtenkreis oder über Social Media Gruppen zu organisieren oder sich daran zu beteiligen.
Auch der eigenen Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Aus nicht mehr getragenen oder nicht mehr gebrauchten Kleidungsstücken oder Textilien können auch selbstgemachte Sachen hergestellt werden, wie etwa Stoffspieltiere, Geschirrtücher, Hundespielzeug, Kräuter- und Kirschkissen, Adventkalender, Polster, Beutel, Hauben oder Schürzen und vieles mehr. Beispielsweise kann aus bunten Baby- und Kindersocken ein Wurm gebastelt werden. Viele Anleitungen sind im Internet zu finden. Das tut nicht nur der Umwelt gut, sondern macht auch Freude über etwas Selbstgemachtes.
Mehr Infos: Fast Fashion - Bekleidung als massives Umweltproblem