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Interview mit dem Wiener Nachhaltigkeitskoordinator Dr. Thomas Hruschka
Stadt Wien – Umweltschutz


Welche Nachhaltigkeits-Initiativen setzt die Stadt Wien?

Die Stadt Wien setzt seit langem eine Vielzahl an Aktivitäten, um den Leitgedanken der Nachhaltigkeit in möglichst allen Lebensbereichen zu verankern. Ein wichtiger Auftakt dazu war 1998, als die Lokale Agenda 21 gestartet wurde, die in vielen Grätzeln und auch Bezirken nachhaltige Entwicklungen durch Initiativen der Zivilbevölkerung ermöglichte. Ende der 90-iger Jahre wurde auch wichtige Initiativen gestartet wie beispielsweise das Programm OekoBusiness Wien, das eine nachhaltige Ertüchtigung der Wiener Wirtschaft zum Ziel hat. Unternehmen entlasten dabei die Umwelt durch Ressourcenschonung und sparen gleichzeitig Betriebskosten.

Setzt die Stadt Wien auch Maßnahmen in der Verwaltung selbst?

Hier ist unser wichtigster und erfolgreichster Hebel das nachhaltige Beschaffungsprogramm ÖkoKauf Wien: Es wurde nach dem Beschluss des ersten Wiener Klimaschutzprogramms im Jahr 1999 ins Leben gerufen. Seither werden in Arbeitsgruppen für die unterschiedlichsten Einkäufe durch die Stadt Positionspapiere und ganz konkrete Nachhaltigkeitskriterien erarbeitet. Sie gelten für Büromaterialen und Elektrogeräte ebenso, wie beispielsweise für Lebensmittel, Textilien, Reinigungsmittel, Hoch- oder Innenausbau. Beide Programme – OekoBusiness Wien und ÖkoKauf Wien – wurden nicht nur international mehrfach ausgezeichnet – sie brachten nachhaltige Verbesserungen bei Produktion und Konsum in der Stadt.

Welche Erfolge gibt es konkret?

Hier möchte ich zwei Beispiele nennen: In 20 Jahren konnten durch die Beratungen von OekoBusiness Wien nachweislich insgesamt 1,86 Terrawattstunden Energie und 549.000 Tonnen CO2 eingespart werden – gleichzeitig konnten die teilnehmenden Betriebe aber auch insgesamt 155 Millionen Euro an Betriebskosten einsparen. Oder: In Einrichtungen der Stadt Wien werden tagtäglich insgesamt 100.000 Mahlzeiten ausgegeben. ÖkoKauf Wien schreibt hier einen Anteil von mindestens 30 Prozent an Biolebensmitteln vor. In den Kindergärten und Pflichtschulen konnte der Bioanteil inzwischen auf 50 Prozent gesteigert werden.

Wie ist das Verhältnis all dieser Maßnahmen zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen?

Die gehen damit Hand in Hand: Sinnvollerweise bin ich als Nachhaltigkeitskoordinator gleichzeitig auch Koordinator für die Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDGs) in der Stadt Wien. Der wichtigste Leitgedanke dieser 17 Haupt- und 169 Unterziele ist es, dass nicht nur Maßnahmen zur ökologischen, sondern auch zur wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit gesetzt werden. Unsere Aufgabe ist es dabei nun, sicherzustellen, dass die Maßnahmen und Initiativen der Stadt auch der Umsetzung der SDGs entsprechen und sie unterstützen. Das gilt für die Fortschreibung des Wiener KlimaschutzProgramms ebenso, wie beispielsweise auch für die Smart City Wien Rahmenstrategie – also die langfristige Dachstrategie der Stadt bis 2050. Durch die Einarbeitung der SDGs wurde diese zur umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt.

© Foto: Stadt Wien – Umweltschutz/Frank Helmrich

 

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