Feinstaub- und Schwermetallbelastung (gesundheitsgefährdend), vermeidbare CO2-Emissionen (angesichts der 2040 angestrebten Klimaneutralität), Lärm, Unfälle und Umweltverschmutzung durch abgebrannte Feuerwerkskörper und Kunststoffreste, die zu Mikroplastik zerfallen - das ist kein guter Start ins neue Jahr.
Lärm, Panik und Tod
Feuerwerks-Lärm macht besonders Tieren mit ihrem dem Menschen überlegenen Gehör zu schaffen. Hunde- und Katzenhalter*innen kennen das Problem: die entspanntesten Vierbeiner leiden in der Silvesternacht plötzlich unter Panikattacken, die laut Medienberichten sogar tödlich enden können.
Wildtieren ergeht es noch schlechter, denn sie werden nicht von vier Wänden und einem Dach vor der plötzlichen Lärm- und Lichtexposition geschützt. Gehörschäden, Todesangst, Adrenalinausschüttung, ein rapider Anstieg der Herz- und Atemfrequenz, Panikreaktionen und energieraubende Fluchtversuche sind die Folge, welche angesichts des winterlichen Nahrungsmangels zum Tod führen können, da wertvolle Fettreserven verbraucht werden. Tiere verschlafen den Winter oder leben auf Sparflamme. Jede unnötige Aufregung gilt es für sie zu vermeiden. Vögel fliehen zeitgleich mit der Zündung des jährlichen Feuerwerks in Massen in ungewöhnlich großen Höhen und legen enorme Strecken auf ihrer panischen Flucht zurück. Tiere werden für mehrere Wochen aus ihren Revieren vertrieben. Der Einfluss auf sich im Winterschlaf befindliche Tiere, die zu dieser Zeit ohnehin empfindlich auf Störungen aller Art reagieren, ist unzureichend erforscht. Jedes Erwecken kann tödlich enden, wenn die lebensnotwendigen Fettreserven durch das Hochfahren ihres Stoffwechsels aufgebraucht werden. Es gibt Berichte über mit Glasflächen, Hausfassaden und anderen Objekten kollidierende, panische Vögel, Häufungen toter, verstörter, verletzter Wildtiere oder auch aus dem Winterschlaf erwachter Igel, über panische Marder und Rehe die mit Bäumen zusammenprallen oder vom Massensterben von Vögeln in der Silvesternacht. Tiere ungerechtfertigt in schwere Angst zu versetzen, ist nicht mit Tier- und Naturschutz vereinbar.
Dicke Luft zum Jahreswechsel
Feuerwerkskörper verbrennen Schwarzpulver und diverse Zusatzstoffe, erhöhen Schwefel- und Stickstoffdioxidwerte sowie die Masse des Gesamt-Schwebestaubes in der Luft enorm. Beim Feinstaub (belastet auch Gewässer und Böden) kam es in Wien in der Silvesternacht bereits zur 20-fachen Überschreitung des Tagesmittels laut EU-Grenzwert. Es kommt zur Freisetzung von für die Farbgebung verantwortlichen umwelt- und gesundheitsgefährdenden Schwermetallen (z. B. Strontium, Barium, Zink, Kupfer- und Bleiverbindungen, Aluminium oder Chrom), die in Feinstaubproben in erhöhten Konzentrationen nachgewiesen wurden. Auch Caesium und Arsen können bei der Nutzung nicht zertifizierter (CE-Kennzeichnung; EU-Konformität) Feuerwerkskörper emittiert werden. Am Schwarzmarkt werden auch Feuerwerkskörper mit gefälschter CE-Kennzeichnung und gesundheitsgefährdenden Stoffen angeboten. Feuerwerkskörper können Perchlorate als Oxidationsmittel enthalten, welche schon in kleinsten Mengen hormonell wirksam sind und Oberflächen- und Grundwasser kontaminieren.
Gibt es denn Alternativen?
Grundsätzlich ist die Verwendung von Feuerwerkskörpern ab der Klasse II im Ortsgebiet verboten. Erlaubt ist also nur die Verwendung von sogenannten Feuerwerksscherzartikel und Feuerwerksspielwaren (Klasse I). Auf diese sollte der Umwelt und den Tieren zuliebe verzichtet werden.
Alternativ könnten auch spektakuläre Drohnenshows geboten werden. Solche Darbietungen sind zwar mit hohem Aufwand verbunden, aber umweltverträglicher und vor allem leise. Zwar sind auch bunte Gebäudeanstrahlungen und Lasershows in Hinblick auf Lichtverschmutzung kritisch zu beurteilen, aber kurzzeitig, in nur einer Nacht im Jahr, das geringere Übel als lärmende Böllerei. Wie wäre es mit einer gemeinsamen Fackelwanderung? Eine heitere Versammlung um einen Feuerkorb im Freien mit Windlichtern, Laternen, Musik, Punsch, Tee oder Glühwein kann ebenfalls eine angemessene und unvergessliche Art sein, um Neujahr zu feiern. Mit dem Knallen von Sektkorken oder Konfettikanonen im Innenraum lässt sich das neue Jahr auch begrüßen und man erschreckt niemanden zu Tode.
Weiterführende Informationen:
- Welche Feuerwerkskörper sind in Österreich überhaupt erlaubt (Pyrotechnikgesetz)?
- Luftgüte-Messwerte (Umweltbundesamt)
Quellen:
- Der Standard (2021). Massensterben von Vögeln in der Silvesternacht in Rom.
- Unsere Umwelt Profis (2021). FEUERWERKSKÖRPER RICHTIG ENTSORGEN
- Shamoun-Baranes et al. (2011): Birds flee en mass from New Year’s eve fireworks
- Billing et al. (2019) Umwelt, Wald und Tiere schützen – kein Feuerwerk in Wiens Erholungsgebieten!
- Kestler et al. (2021). Silvesterfeuerwerk: Zündstoff für die Umwelt
- Bundesamt für Umwelt BAFU (2014). Feuerwerkskörper
- Mor et al. (2003). Short-term variation in air quality associated with firework events: A case study
- American Museum of Natural History (2017). Hibernation Explained: Do Not Disturb
- Walker et al. (2021). Firework activity and environmental sound levels: community impacts and solutions
- ÖVK - ÖSTERREICHISCHER VEREIN FÜR KRAFTFAHRZEUGTECHNIK (2014). EMISSIONEN VON FEUERWERKEN Gesundheitsgefährdung Umweltbelastung Sicherheitsaspekte
- Steinhauser et al. (2008). Pyrotechnik mit dem „Ökosiegel“: eine chemische Herausforderung
- Sijimol & Mohan (2014). Environmental impacts of perchlorate with special reference to fireworks - a review
- Umweltbundesamt Deutschland - Perchlorate
- Verein gegen Tierfabriken (2019). Nein zu Feuerwerken. So leiden Tiere zu Silvester.
- Deutsche Wildtier Stiftung (2021). Pssst! Zum Jahreswechsel können wir auch leise - Stilles Silvester tut Wildtieren gut
Quelle Foto Feuerwerk: pixabay
© Foto Feuerschale: Ramona Cech