Besondere Sorgen in Bezug auf die Geschwindigkeit und Unumkehrbarkeit der Klimakrise bereiten den Klimaforscher/innen dabei die sogenannten Kipppunkte im Klimasystem. Denn bei der Überschreitung einer bestimmten globalen Durchschnittstemperatur kippen wichtige Elemente des globalen Klimasystems unumkehrbar in einen anderen Zustand, mit unabsehbaren Folgen für unzählige Ökosysteme, den Meeresspiegel und die Welternährung. Auch besonders gefährliche, abrupte Veränderungen können dabei nicht ausgeschlossen werden.

Zu diesen Kipppunkten zählen jene globalen Temperaturen, ab denen z. B. ein komplettes Abschmelzen des kilometerdicken Grönland-Eisschildes nicht mehr zu verhindern ist. Das allein würde den Meeresspiegel langfristig um sieben Meter ansteigen lassen.

arktisches eis kleinAuch ein sogenanntes „Blue Ocean Event“ wird bereits zwischen 2035 und 2050 befürchtet. Dabei würde das arktische Meereis erstmals im Sommer fast komplett wegschmelzen. Da das arktische Eis momentan noch viel Sonnenwärme ins All reflektiert und das Meer im Rahmen von Schmelzprozessen kühlt, würden sich nach seinem Verschwinden die Meere noch wesentlich schneller erwärmen und damit das Klima. Einige Forscher/innen befürchten auch die Freisetzung großer Mengen des starken Treibhausgases Methan aus dem seichten, arktischen Meeresboden, wenn sich das Meer weiter so erwärmt und der methanhaltige Meeresboden zu tauen beginnt.

Einer Besorgnis erregenden Veränderung unterliegt bereits ein anderes wichtiges Klimaelement: der sogenannte Jetstream. Dabei handelt es sich um ein Höhenwindband um die Nordhalbkugel, welches in den letzten Jahren immer schwächer wird. Der Jetstream sorgt für den stetigen Wechsel von Regen- und Schönwetterphasen auf der Nordhalbkugel. Wenn er aufgrund der Erwärmung der Arktis schwächer wird, bleiben Hochdruckgebiete und Tiefdruckgebiete quasi „an Ort und Stelle hängen“. Monatelange Dürren in einer Region und Überschwemmungen in einer anderen sind dann die Folge. In Europa und Nordamerika traten durch dieses Phänomen bereits intensivere Dürreperioden auf, als es die Klimamodelle berechnet haben.

Wenn bestimmte, noch nicht exakt bekannte, globale Durchschnittstemperaturen überschritten werden, könnte sich auch der wunderbar artenreiche Amazonasregenwald unumkehrbar in einekipppunkte klimasystem klein Savannenlandschaft verwandeln, der indische Monsunregen, welcher für die Ernährung von unzähligen Menschen essenziell ist, könnte unzuverlässig werden, und praktisch alle Korallenriffe der Erde könnten absterben. Leider kann bereits jetzt, bei etwas über 1 Grad globaler Erwärmung, bei einigen Kipppunkten nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden, dass sie nicht schon überschritten werden.

Dazu gehört das Abschmelzen des westantarktischen Eisschildes oder das Absterben fast aller Korallenriffe. Das größte von ihnen, das australische Great Barrier Reef, wird von einigen Forscher/innen als bereits verloren eingestuft. Dies liegt an den bereits beobachteten, schweren Korallenbleichen großer Teile des Riffs und an jener weiteren Erwärmung der Ozeane, die selbst bei striktesten Klimaschutzmaßnahmen nicht mehr zu verhindern sein wird. Damit hätte der Planet bereits eine seiner schönsten und vielfältigsten Lebensräume unwiederbringlich eingebüßt.

Beschreibung der Grafiken:

Grafik 1
Rückgang der Arktischen Meereises zwischen 1984 und 2016
Quelle: Titelbild einer Animation der NASA, https://youtu.be/t4fSN_xIgRM

Grafik 2
Darstellung relevanter Elemente im Klimasystem, welche ab einer bestimmten Temperatur irreversibel in einen anderen Zustand kippen könnten mit drastischen Folgen für Natur und Landwirtschaft. Quelle: https://www.pik-potsdam.de/services/infothek/kippelemente

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