Allgemeines
Das Kernkraftwerk Krsko befindet sich im südöstlichen Slowenien, an der Grenze zu Kroatien.
Das KKW Krsko ist das einzige Kernkraftwerk des ehemaligen Jugoslawiens. Es liegt etwa 300 Kilometer südlich von Wien. Es bestehen mittelfristige Pläne zur Errichtung eines zweiten Blocks, diese haben allerdings noch wenig konkrete Konturen angenommen. Es besitzt einen amerikanischen Druckwasserreaktor mit etwas mehr als 600 Megawatt (MW) elektrischer Leistung. In mehreren Stufen wurde durch technische Verbesserungen, etwa Austausch der Dampferzeuger und Adaptierung der Turbine die Leistung erhöht. Die damalige blockfreie Regierung von Jugoslawien unter Tito wählte einen westlichen Reaktor. Sie wollte damit von den sowjetischen Systemen unabhängig sein und die Westanbindung stärken. Innerhalb eines 150 Kilometer weiten Radius um das Kraftwerk wohnen etwa fünf Millionen Menschen. Besonders dicht ist die Population um die Ballungsräume Ljubljana (Slowenien) und Zagreb (Kroatien). Die stellt einen Aspekt mit Risikorelevanz der Anlage dar. Das Kraftwerk gehört zu je 50 Prozent den Ländern Slowenien und Kroatien und wird von der Nuklearna Elektrarna Krsko - NEK betrieben. Entsprechend der Anteile ergeben sich auch die Strommengen für Slowenien und Kroatien. Ende der 90er Jahre kam es zu Unstimmigkeiten zwischen den beiden Staaten. Kroatien war mit den Zahlungen an das gemeinsame Konsortium mit etwa zehn Millionen Euro im Rückstand. Slowenien stellte daraufhin einseitig die Stromlieferungen ein.
Das KKW Krsko besitzt einen leichtwassergekühlten und leichtwassermoderierten Druckwasserreaktor der Firma Westinghouse. Dieser hat zwei Primärkühlmittelschleifen mit je einem Dampferzeuger. Im Reaktor befinden sich etwa 48 Tonnen Kernbrennstoff.
1995 wurde ein Antrag des slowenischen Parlaments eingebracht mit der Intention, ein Referendum über die Stillegung des KKW Krsko abzuhalten. Der Druck seitens der Regierung verhinderte aber die Durchführung einer Volksabstimmung. Die Bewertung des Reaktors durch die IAEA - in Hinblick auf die Betriebssicherheit - anhand von Kriterien der US-NRC (US-Atomaufsichtsbehörde), ist bis auf weniger bedeutende Punkte relativ zufriedenstellend. Sie ist auf westliche Sicherheitskriterien abgestimmt.
Slowenien hat alle wichtigen internationalen Verträge im nuklearen Bereich unterzeichnet. Darüber hinaus besteht ein bilaterales Nuklearinformationsabkommen zwischen Slowenien und Österreich.
Wichtige Zahlen im Überblick
Reaktortyp | Leistung (MW elektrisch) | Baujahr/ Fertigstellung | Voraussichtlich Betrieb bis | |
---|---|---|---|---|
Block 1 | Druckwasserreaktor PWR-664 |
6961 (727)2 | 1981 | 2023 |
1Nettoleistung: Netzeinspeisung nach Abzug des Eigenverbrauchs der Anlage
2Bruttoleistung: Inklusive der für den Betrieb notwendigen Leistung
- Entfernung von Wien (Luftlinie): Zirka 300 Kilometer
- Anteil der Anlage an der Stromerzeugung in Slowenien und Kroatien: Zirka 24 beziehungsweise 17 Prozent
- Anteil der Stromerzeugung aus Kernenergie in Slowenien und Kroatien: Zirka 24 beziehungsweise 17 Prozent
- Stromerzeugung des KKW Krsko 2006: 5,289 Terawattstunden (TWh)
- Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme: 111 TWh (Juli 2007)
- Verfügbarkeit der Anlage über die letzten Jahre: 82 bis 90 Prozent
Bisherige schwere Stör- und Zwischenfälle
Im Juni 2008 kam es zu einem eher unbedeutenden Leck im Primärkreislauf. In der Folge kam es jedoch zu schwerwiegenden Fehlern in der Informationskette. Während an Österreich eine Übung gemeldet wurde, kam es über das Europäische Inforamtionssystem ECURIE zu einer Alarmierung aller Mitgliedsstaaten. Mehr Informationen
Kritikpunkte und Position der Wiener Umweltanwaltschaft
Kritikpunkte
Die Anlage befindet sich in einem durch Erdbeben gefährdeten Gebiet. In der näheren Umgebung der Anlage verlaufen geologische Bruchlinien. Diesbezügliche Untersuchungen wurden vom Department für Zivilingenieurwesen, speziell dem Institut für Struktur- und Erdbebentechnik der Universität Ljubljana, koordiniert. Manche Expert/innen - etwa vom Wiener Institut für Risikoforschung - gehen davon aus, dass auch nach der erfolgten Nachrüstung in den 1990er Jahren die Erdbebensicherheit der Anlage weiterhin untersucht werden sollte, da diese nicht abschließend geklärt ist. In einem Beitrag des slowenischen Fernsehens berichtete ein Seismologe, dass Erdbebenlinien auf den Karten der Einreichpläne zum Bau des KKW Krsko bewusst entfernt wurden.
Während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien wurde die Anlage mehrfach Ziel von Sabotageangriffen. Sie geriet sogar unter Raketenbeschuss. Glücklicherweise nahm das KKW keinen Schaden. Die soziale und politische Stabilität der Gesamtregion ist aber nach wie vor unsicher, was die Nutzung der Kernenergie zusätzlich als ungeeignet erscheinend lässt.
Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich direkt auf das Anlagendesign. Zahlreiche Druckwasserreaktoren besitzen vier oder sechs unabhängige Primärkühlmittelschleifen. So zum Beispiel die Kraftwerke vom Typ WWER-440 (wie auch KKW Mochovce, KKW Paks und KKW Dukovany). Im KKW Krsko sind nur zwei Primärschleifen ausgeführt. Obwohl der Reaktor von seiner Leistung nur zu den mittelgroßen gehört, würde eine höhere Anzahl von Schleifen die Anlagensicherheit in Bezug auf Leckagen und LOCAs (Loss Of Coolant Accidents - Unfälle mit Kühlmittelverlust) erhöhen. Der gefürchtete 2-F-Bruch (beidseitiger Abriss einer Hauptkühlmittelleitung und Wasseraustritt in doppelter Querschnittsfläche des Rohres) fiele bei Vorhandensein mehrerer Kühlmittelschleifen weniger schwerwiegend aus. Eine Nachrüstung des KKW mit solchen erscheint aus wirtschaftlichen Gründen aber nicht möglich.
Position der Wiener Umweltanwaltschaft
Die Unsicherheit der Anlage aufgrund der Lage in einem Erdbebengebiet bedingt schwer einschätzbare Sicherheitsrisiken. Die Stilllegung des KKW Krsko vor dem projektierten Betriebsende 2023 sollte angestrebt werden. Bei einer Stilllegung wäre bei gleichzeitig steigenden Strombedarf die Schaffung von umweltfreundlichen Ersatzkapazitäten anzustreben. Wie die Umweltorganisation Global 2000 in einer Studie 1995 veröffentlichte, könnten als Ersatz kleinere Anlagen (etwa getrennt für Kroatien und Slowenien) errichtet werden. Damit ließen sich Überkapazitäten einsparen. Die Dezentralisierung der Energieerzeugung führt durch die dann kleineren Einheiten - und im Fall des Ausfalls - kleinere zu schließende Lücken zu einer deutlich größeren Versorgungssicherheit.
Sicherheitssysteme
Das KKW Krsko besitzt einContainment und entsprechende Notkühleinrichtungen. Als Druckwasseranlage existieren getrennte Primär- und Turbinenwasserdampfkreisläufe. Dadurch verbleibt die Flüssigkeit des Primärkreislaufs immer imContainment. EinBypassunfall (Radioaktivität entweicht unter Umgehung desContainments) ist nur über die Dampferzeuger möglich. Tragende Komponenten wurden verstärkt gebaut, um mögliche Erdbeben in der Region schadlos zu überstehen. Es wurden zwei neue Dampferzeuger für umgerechnet etwa 100 Millionen Euro installiert. Damit konnten der Wirkungsgrad der Anlage und die Betriebssicherheit angehoben werden. Wichtige Sicherheits- und Kontrolleinrichtungen sind redundant ausgeführt (mehrfach ausgelegt). 1995 wurden probabilistische Sicherheitsuntersuchungen der Stufe 1 und 2 mit dem Schwerpunkt Erdbebensicherheit durchgeführt. In der Folge wurde deshalb unter anderem versucht, die Erdbebensicherheit der Anlage zu erhöhen, da Schwachstellen entdeckt wurden. Die Sicherheit gegen Überflutungen durch Hochwasser wurde auf Ereignisse ausgelegt, die einmal in 10.000 Jahren erwartet werden. In diesem Fall kann der anthropogen verursachte Klimawandel durchaus zu ungünstigeren Verhältnissen führen.
Forderungen der Europäischen Union
Nach der Ersetzung der Dampfgeneratoren hat die EU keine weiterreichenden Forderungen. Da es sich um einen westlichen Reaktor handelt, hatte ein Weiterbetrieb keinen Einfluss auf die Beitrittsverhandlungen mit der Gemeinschaft.
Verwendete Quellen und Links
- Forschungsprojekt Energiepolitik, Jürgen Sattari
- KKW Krsko - Daten & Geschichte