Im Frühling erwacht die Natur wieder zum Leben: Pflanzen treiben aus, Zugvögel kehren aus dem sonnigen Süden zurück, balzen und brüten und die Winterschläfer wie Igel und Fledermäuse erwachen.Für viele Hobbygärtner*innen ist es nun an der Zeit ihre Blumenkistchen neu zu bepflanzen und im Garten oder am Balkon Ordnung zu machen. Damit sollten sie allerdings nicht zu früh beginnen, denn im hohen Gras, in verblühten Stauden oder in „unordentlichen Ecken“ verstecken sich möglicherweise noch Tiere, die jetzt noch nicht aktiv sind. Generell sollte auf das Aufräumen im Garten soweit wie möglich ganz verzichtet werden, denn die „Wildnis“ ist ein wertvoller Lebensraum für viele Arten, der „gepflegte“ Rasen hingegen ist artenarm.
Umfrage im Auftrag der Wiener Umweltanwaltschaft
Eine besonders heikle Angelegenheit ist der Heckenschnitt. Im Frühling können Brutvögel durch Rückschnitte zu Schaden kommen und unter falschen Pflegemaßnahmen leiden nicht nur die Heckenpflanzen selbst, sondern auch der Wert der Hecke (als Lebensraum und Nahrungsquelle für Wildtiere) wird reduziert.
Die Wiener Umweltanwaltschaft beauftragte daher die Wildtierhilfe Wien durch eine Umfrage die Nutzung und Pflege der Hecken in privaten Gärten zu analysieren um so einen Überblick über biodiversitätsfördernde und -gefährdende Maßnahmen, sowie Wissenslücken und Informationsbedarf, zu erhalten. Teilgenommen haben vor allem Gartenbesitzer*innen in Wien und Niederösterreich, die angeben, dass ihnen ihr Garten äußerst wichtig ist. Das hängt möglicherweise damit zusammen, dass die Wildtierhilfe Wien viele Menschen erreicht, die sich für Tiere und Natur interessieren.
Die Ergebnisse kurz zusammengefasst
Der Hauptgrund für das Anlegen einer Hecke ist laut Umfrage ihre Funktion als Sichtschutz (66,1 % in Wien, 67,2 % in NÖ).
Die meisten Teilnehmer*innen betrachten den Herbst als gewöhnliche Jahreszeit für den Heckenschnitt (48,8 % in Wien, 43,8 % in NÖ), aber cirka ein Drittel nennt auch den Frühling (33,3 % in Wien, 38,1 % in NÖ). Als geeignete Monate werden Oktober und September genannt, an dritter Stelle folgen März und April (je 10,6 % in Wien, 15,4 % März und 8,9 % April in NÖ). Dabei beginnt bereits ab März die Vogelbrutzeit und beispielsweise Amseln, die ihre Nester häufig in Hecken bauen, gehören zu den ersten brütenden Vögeln. Fast ein Drittel der Teilnehmer*innen verzichtet aber aufgrund der Vogelbrutzeit auf einen Rückschnitt (28,6 % in Wien, 33,2 % in NÖ).
Damit die Sträucher im Frühling gut austreiben, ist ein Rückschnitt in der kalten Jahreszeit (Herbst/Winter) zu empfehlen. Äste mit Früchten sollten nicht geschnitten werden, solange sie eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel im Winter sind. Nicht nur die Wildtiere profitieren von einer abgestimmten Heckenpflege, sondern auch die Pflanzen selbst. Allerdings ist weniger als der Hälfte der Teilnehmer*innen (cirka 40 %) bewusst, dass der Schnittzeitpunkt auch einen Einfluss auf die Heckenpflanze selbst hat.
Interessant ist auch die Einschätzung der Nützlichkeit der Pflanzen und die tatsächliche Pflanzenwahl. Während Thujen und Buchsbäume zu Recht als wenig nützlich für Wildtiere eingestuft werden, sind sie genauso oft in den Gärten zu finden, wie nützliche Arten. Der Nutzen von Efeu und Eibe wird unterschätzt. In nur 5 % der Wiener Gärten wachsen heimische Dornenhecken (z. B. Weißdorn) und in knapp 10 % heimische Rosen. Dabei bieten gerade dornige Gehölze einen geschützten Platz für ein Vogelnest.
Für cirka ein Drittel der Teilnehmer*innen sind Auszeichnungen (z. B. naturnahe Grünoase, Natur im Garten) ein Anreiz für eine naturnahe Gartengestaltung.
Information und Beratung nötig
Die Umfrage zeigt: Ihre Gärten sind den Menschen wichtig und es gibt prinzipiell eine hohe Bereitschaft zur aktiven Naturförderung (cirka 94 % in Wien und NÖ geben an, zumindest eine Maßnahme zu setzen). Allerdings gibt es nach wie vor einen Informations- und Beratungsbedarf zur richtigen Pflanzenwahl, zur Heckenpflege und zu naturnaher, wildtierfreundlicher Gartengestaltung.
Auch wenn es kein allgemeines Verbot des Hecken- oder Baumschnitts im Frühling gibt, so ist jede absichtliche Zerstörung oder Beschädigung von Nestern und Eiern und die Entfernung von Nestern laut Wiener Naturschutzgesetz verboten.
Glücklicherweise erleben laut Umfrage nur sehr wenige Teilnehmer*innen einen Unfall mit Wildtieren bei Heckenschnittarbeiten und die meisten wissen auch, wohin sie sich im Notfall wenden können (Wildtierhilfe Wien, Wildtierservice Wien - Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien).
Weitere Informationen:
Vollständiger Bericht der Heckenschnitt-Umfrage 2020
Die Umweltberatung - Lebensraum Hecken
Wildtierfreundlicher Garten - Wildtierhilfe Wien