Vogelkollisionen vermeiden
Bezugsquellen von Vogelschutzfolien
Geprüfte Muster
Publikationen
In Wien leben über 100 verschiedene Arten von Brutvögeln, die wie auch die durchziehenden Zugvögel in Gefahr sind: Jährlich sterben allein in Österreich hunderttausende Vögel bei Kollisionen an Glasscheiben. Warum das so ist, wo die Gefahr besonders groß ist und was man dagegen tun kann, das erfahren Sie hier.
Das Problem: freie Durchsicht
Glasflächen mit freier Durchsicht wie Wind- und Lärmschutzwände, Verbindungsgänge, Wintergärten, transparente Absturzsicherungen und Hausecken sind verhängnisvoll für Vögel, weil sie diese Hindernisse nicht erkennen können.
Vögel orientieren sich zwar stark mit ihrem Sehsinn, aber die Augen der meisten Vogelarten liegen seitlich am Kopf. Dadurch sehen sie seitwärts in einem großen Winkel und können sich annähernde Feinde oder Artgenossen aus allen Richtungen gut wahrnehmen. Der Nachteil ist aber, dass das räumliche Sehen stark eingeschränkt ist und sie Hindernisse im schnellen Flug nur schlecht erkennen können. Vögel sehen nur die Landschaft hinter der Glasscheibe und fliegen ungebremst dagegen.
Es wird vermutet, dass Glasscheiben nach der Lebensraumzerstörung die häufigste anthropogene Todesursache bei Vögeln sind.
Auch Spiegelungen können tödlich sein
Neben der Durchsicht ist das zweite gefährliche Phänomen die Spiegelung. Wenn sich Himmel, Bäume und Sträucher im Glas spiegeln, wird den Vögeln ein attraktiver Lebensraum vorgetäuscht, die Glasfläche wird zur tödlichen Falle.
Dass unsere Straßen nicht mit Vögeln "übersät" sind liegt daran, dass Kollisionsopfer vielfach nicht sofort tot, sondern schwer verletzt sind und noch in ein Gebüsch flattern. Die Entsorgung der Kadaver ist von der Natur durch Ratten, Krähen und Marder gut organisiert.
Innenvorhänge und Jalousien können zwar die Durchsicht, nicht aber die Spiegelung verhindern und sind daher nur eine Notlösung. Um die Spiegelung zu brechen, müssen Muster außen auf der Glasscheibe (Ebene 1) angebracht werden. Freistehende Scheiben müssen nur auf beiden Seiten markiert werden, wenn sie spiegeln.
Gesamte Glasfläche markieren
Im Auftrag der Wiener Umweltanwaltschaft werden seit mehreren Jahren unterschiedlichste Muster auf ihre Eignung zur Vermeidung von Vogelanprall untersucht. Streifen, Punkte, Schrift oder Gittermuster - vieles ist möglich.
Diese Untersuchungen belegen allerdings eindrucksvoll, dass für Vögel nur vollflächig markierte Scheiben als Hindernis erkennbar sind. Wichtig ist außerdem, dass freie Stellen im Muster nicht größer als 10 – 15 cm sind, sonst entsteht der Eindruck einer Durchflugsmöglichkeit. Schwarze Streifen 3 mm breit in 5 cm horizontalem Abstand oder 5 mm breit in 10 cm vertikalem Abstand haben sich besonders bewährt.
Außenjalousien sowie Metall- oder Holzlamellen mit maximal 10 – 15 cm Zwischenraum, sind ebenfalls ein guter Vogelschutz.
Greifvogelaufkleber sind wirkungslos!
Die in guter Absicht aufgeklebten Greifvogelsilhouetten sind leider wirkungslos. Schon Konrad Lorenz hat nachgewiesen, dass sich ein Greifvogel in der für ihn typischen Art und Weise bewegen muss, um von seiner Beute als Feind erkannt zu werden. Aus diesem Grund lösen Vogelaufkleber keine Fluchtreaktion aus und viele Vögel prallen unmittelbar neben diesen Aufklebern gegen die Glasscheibe.
Auch sogenannte "UV-Markierungen" verhindern Vogelanprall nur unzureichend oder gar nicht. Wahrscheinlich hat die Fähigkeit mancher Vogelarten auch im UV-Bereich zu sehen keine Bedeutung für die Orientierung beim Flug. Die entsprechenden Studien finden Sie bei den Publikationen der Wiener Umweltanwaltschaft.
Was tun mit einem Scheibenopfer?
Das benommene Tier sollte vorsichtig in eine geschlossene Schachtel, die mit Luftlöchern versehen wurde, gelegt werden. Nun muss ein bis zwei Stunden gewartet werden. Auf keinen Fall versuchen dem Vogel Wasser oder Nahrung einzuflößen, denn daran könnte er ersticken! Wenn sich der Vogel erholt hat, kann er an einer geschützten Stelle frei gelassen werden, wenn nicht, dann muss ein Tierarzt konsultiert werden.
Vogelkollisionen vermeiden
Bauliche Maßnahmen
Bei der Planung sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:
1. Durchsichten vermeiden!
- Verglaste Hausecken vermeiden
- Keine transparenten Lärmschutzwände, Treppenhäuser oder Absturzsicherungen
- Keine spiegelnden Materialien für die Fassade wählen
- Möglichst reflexionsarmes Glas verwenden
3. In vogelreichen Lebensräumen den Einsatz von Glas auf das unbedingt erforderliche Ausmaß beschränken
4. Alternative Materialien wie geripptes, geriffeltes, mattes, gefärbtes, bedrucktes oder mit Laser bearbeitetes Glas verwenden
Schutzmaßnahmen
Wenn Vogelanprall bereits ein Problem ist, gibt es zahlreiche Möglichkeiten die Gefahren zu entschärfen:
1. Folien, Sticker oder Bänder
- Die Markierungen müssen flächig sein. Das bedeutet, dass durchsichtige Zwischenräume nicht größer als die Handfläche sein dürfen.
- Folien, Sticker oder Bänder müssen an der Außenseite der Scheibe (Anflugseite) befestigt werden.
2. Senkrecht gespannte schwarze Schnüre
3. Außenjalousien
4. Topfpflanzen nicht direkt hinter Glasscheiben aufstellen
Sofortmaßnahmen
Folgende Maßnahmen können akute Probleme mit Vogelanprall vermindern, sind aber nur als Übergangslösung gedacht:
- Helle Vorhänge oder Rollos (sind nur wirksam, wenn Durchsicht das Problem war und nicht Spiegelungen)
- Fensterdekoration mit Fensterbildern, Dekorsprays oder Fingerfarben
- Dekorative Schnüre oder Fäden, die an der Außenseite angebracht werden
Kreative Lösungen
Die Maßnahmen für den Vogelschutz sind durchaus auch ästhetisch interessant. Scheiben oder spiegelnde Flächen bieten viel Platz für Kreativität, Design und Werbung.
Bezugsquellen von Vogelschutzfolien
- Die Aluminiumpunkte von SEEN Elements haben 9 mm Durchmesser und sind als 90 mm-Raster hoch wirksam sowohl bei Spiegelungen als auch bei Durchsicht.
- Die Firma Adler aus Wien bietet in ihrem Onlineshop die transluzente Oracal Glass Cal Frosteffekt Glasätzfolie in 2cm und 4cm breiten Streifen an. Ein Deckungsgrad von 25 % bietet hoch wirksamen Vogelschutz, wenn die Streifen vertikal auf der Anflugseite montiert werden. Adler hat auch bedruckte und geplottete Folien im Programm und kann viele als hoch wirksam geprüfte Markierungen als ausgeplottete Folie herstellen.
- „Collidescape“ verkauft Klebebänder („Bird Tape“), die besonders gut wirksam sind, wenn sie als Doppelstreifen im Abstand von 10 cm angebracht werden.
- In Carstyling-Shops sind 5 mm breite schwarze Streifen erhältich. Sie sind gut wirksam, wenn sie vertikal in einem Abstand von 10 cm angebracht werden.
- Auch Schnüre, die vor die Fenster gespannt werden, sind wirksam. Eine Anleitung wie diese selbst angebracht werden können, finden Sie bei „Acopian Bird Savers“
Publikationen
- Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht, Schweizerische Vogelwarte Sempach, 2022 (26-MB-PDF)
- Bird-friendly building with glass and light, Schweizerische Vogelwarte Sempach, 2023 (26-MB-PDF)
- Vogelanprall an Glasflächen - Prüfbericht Punktraster Anthrazit 9 mm, Quadrate Raster Anthrazit 12 mm", Prüfung unter Einbezug von Spiegelungen, Tests im Flugtunnel II der Biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf, DI Martin Rössler im Auftrag von SEDAK GmbH, März 2020 (300-KB-PDF)
- "Vogelanprall an Glasflächen - Prüfbericht Liniendesign vertikal 5/95 - Decochrome und Punktraster "Dart" 9/90 - Decochrome" WIN-Versuch (Anwendungsfall Fenster, Fassaden), Tests im Flugtunnel II der Biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf, DI Martin Rössler im Auftrag von Arnold Glas Kirchberg, Deutschland, Februar 2021 (400-KB-PDF)
- "Vogelanprall an Glasflächen - Zoolex Astmuster", Prüfung nach ONR 191040 (Durchsicht) und WIN-Versuch (Einbezug von Spiegelungen), Tests im Flugtunnel II der Biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf, DI Martin Rössler im Auftrag der Wiener Umweltanwaltschaft und Glas Gasperlmeier GesmbH, Februar 2021 (360-KB-PDF)
- "Vogelanprall an Glasflächen - SEEN Glaselemente", spiegelnde und semi-reflektierende 9 mm Punkte, Tests im Flugtunnel II der Biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf, DI Martin Rössler im Auftrag von SEEN GmbH, Februar 2020 (250-KB-PDF)
- Vogelanprall an Glasflächen - Prüfbericht Birdshades ®“, Win Versuch, in der Prüfanlage der Biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf, Martin Rössler Theresa Böckle collabs//Biologische Station Hohenau-Ringelsdorf im Auftrag der Wiener Umweltanwaltschaft und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach.März 2024 (500-KB-PDF)
- "Test Report "Reduction of Bird - Window Strikes SEEN glass elements", Reflective and semi-reflective 9 mm dots, Tests im Flight Tunnel II at Biologische Station Hohenau-Ringelsdorf, Austria, DI Martin Rössler im Auftrag von SEEN GmbH, Februar 2020 (250-KB-PDF)
- Vogelanprall an Glasflächen - Prüfbericht Punktraster Anthrazit 3 mm, Prüfung unter Einbezug von Spiegelungen im Flugtunnel II der Biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf, DI Martin Rössler im Auftrag Wiener Umweltanwaltschaft, März 2019 (97-KB-PDF)
- "Vogelanprall an Glasflächen - Prüfbericht Dr. Kolbe Birdsticker®", Prüfung unter Einbezug von Spiegelungen im Flugtunnel II der Biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf, DI Martin Rössler im Auftrag der Schweizerischen Vogelwarte Sempach, Februar 2018 (400-KB-PDF)
- "Vogelanprall an Glasflächen - Prüfbericht Birdpen®", Prüfung nach ONR 191040 und WIN-Versuch im Flugtunnel II der Biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf, DI Martin Rössler im Auftrag der WUA, April 2015 (934-KB-PDF)
- Bird collisions with glass surfaces – Test report birdpen®. Test according to ONR 191040 and WIN-Test in the flight tunnel II of the Biological Station Hohenau-Ringelsdorf. April 2015. Martin Rössler by order of the Wiener Umweltanwaltschaft (Ombuds Office for Environmental Protection of the City of Vienna, Austria) (670-KB-PDF)
- Prüfbericht "Verminderung von Vogelanprall an Glasflächen - ABC Bird Tape Tesa® 4593", Prüfung im Flugtunnel II der Biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf nach ONR 191040 und unter Einbeziehung von Spiegelungen bei dunklem Hintergrund, DI Martin Rössler im Auftrag der WUA, April 2013 (465-KB-PDF)
- Prüfbericht "Vogelanprall an Glasflächen Ornilux Mikado", Prüfung im Flugtunnel II der Biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf, DI Martin Rössler im Auftrag der WUA, Februar 2012 (1-MB-PDF)
- Vermeidung von Vogelanprall an Glasflächen - Wahlversuche im Flugtunnel 2009, Februar 2010 (886-KB-PDF)
- Vermeidung von Vogelanprall an Glasflächen - Farben, Glasdekorfolie, getöntes Plexiglas - 12 weitere Experimente im Flugtunnel II, Februar 2008 (250-KB-PDF)
- Vermeidung von Vogelanprall an Glasflächen – Experimentelle Untersuchungen zur Wirksamkeit von Glas-Markierungen unter natürlichen Lichtbedingungen im Flugtunnel II. Martin Rössler, Wolfgang Laube, Philipp Weihs im Auftrag von ASFINAG, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und der Wiener Umweltanwaltschaft: März 2007 (1,38-MB-PDF)
- Vermeidung von Vogelanprall an Glasflächen – weitere Experimente mit 9 Markierungstypen im unbeleuchteten Versuchstunnel. Martin Rössler im Auftrag der Wiener Umweltanwaltschaft: Dezember 2005 (466-KB-PDF)
- Vermeidung von Vogelanprall an Glasflächen – Experimentelle Versuche zur Wirksamkeit verschiedener Glas-Markierungen bei Wildvögeln. Martin Rössler und Thomas Zuna-Kratky im Auftrag der Wiener Umweltanwaltschaft: Oktober 2004 (1,02-MB-PDF)
- Wirksamkeit von Greifvogelsilhouetten zur Verhinderung von Kleinvogelanprall an Glasfronten. Stefan Trybus im Auftrag der Wiener Umweltanwaltschaft: Oktober 2003 (655-KB-PDF)
- Verhinderung von Kleinvogelanprall an Glasfronten – Wirksamkeit bedruckter Scheiben. Christina Eckmayr im Auftrag der Wiener Umweltanwaltschaft: Mai 2001 (1,59-MB-PDF)
Folder
- WUA: "Vogelanprall an Glasflächen - geprüfte Muster", 2022 (2-MB-PDF)
- WUA: "Birds collisions with glass surfaces, Tested samples", 2022 (2-MB-PDF)
Bestellung der Studien und des Folders"Vogelanprall an Glasflächen - geprüfte Muster" .
© Fotos: Wintergarten: R. & Y. Baron, Schnurlösung: Fam. Krotz
© alle anderen Fotos: W. Doppler, WUA